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Neubeginn

September 20, 2019

In unseren Leben gibt es unzählig viele Neuanfänge. Die eigene Geburt, der erste Schritt, die Schule, die Berufsausbildung oder der Berufswechsel, eine Partnerschaft oder das Ende einer Beziehung, ein Umzug usw. – immer wieder beginnen wir neu. Manche Neuanfänge sind fundamental, manche betreffen kleine Teilbereiche unseres Lebens. Manchmal fangen wir neu an, weil wir etwas Neues entdecken wollen, manchmal, weil etwas aufhört und es nicht mehr weiter geht wie bisher. Manche Neuanfänge sind selbst gewählt, bei anderen werden wir nicht gefragt. Manche sind bereichernd, manche schmerzvoll.

Ich bin nicht einer, der sein Glück vor allem beim Neuen sucht. Ich habe auch gerne das Vertraute und Bewährte, ich mag das Stetige. Aber manchmal spüre ich: Jetzt ist Zeit für eine Veränderung. Etwas (z.B. ein Projekt) hat sich erschöpft, da steckt kein Leben mehr drin. Oder eine Vorstellung hat sich als unbrauchbar erwiesen. Oder wir wachsen aus einem Lebensstil oder gewissen Gewohnheiten heraus. Kennen Sie das? Gut, wenn man sich dann traut, neu zu beginnen.

Manchmal betrifft es auch den Glauben, dass man neu anfangen muss. Auffällig oft bin ich in letzter Zeit auf Personen gestossen, die von sich sagen: „Ich habe den Glauben verloren.“ Beim näheren Hinsehen merke ich: Sie haben gar nicht den Glauben verloren. Aber sie merken, dass das Gottesbild, das sie vermittelt bekommen und dann übernommen haben, für sie nicht mehr aufgeht. Genau genommen, haben sie also nur den Glauben an den Gott verloren, der so ist, wie sie es geglaubt haben. Aber vielleicht ist Gott ja auch einfach anders. Schade, wenn die Leute sich dann einfach vom Glauben grundsätzlich distanzieren. Wenn wir merken, dass der bisherige Glaube vielleicht zu eng oder zu einfach war, dann ist es gut, wenn wir nicht gleich den Glauben aufgeben. Sondern dann ist es Zeit für einen Neuanfang. Dann ist es Zeit sich aufzumachen und zu fragen: Ist Gott vielleicht einfach anders, als ich es mir vorgestellt habe (und als man mir weismachen wollte)? Wie ist er denn? Was vom Bewährten kann ich beibehalten, welche Vorstellung muss ich loslassen, welche Alternativen gibt es?

Solche Neuanfänge lohnen sich. „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen,“ sagte Hiob am Ende seines Ringens mit und um Gott, „aber nun hat mein Auge dich gesehen.“ Wir werden Gott neu entdecken.

 

In herzlicher Verbundenheit

Urs Rickenbacher